Anaglyphen

Von den zahlreichen Methoden, die je zur Betrachtung stereoskopischer Bildpaare ersonnen wurden, hat keine auch nur annähernd eine solche Popularität erlangt, die der des Anaglyphen­verfahrens vergleichbar wäre. Die Farbfilterbrille mit ihren typischen roten und grünen Gläsern oder Folien ist im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit als so genannte »3D-Brille« geradezu gleichbedeutend mit dem Begriff der Stereoskopie selbst geworden.

Um so notwendiger aber scheint nun die Rehabilitierung dieser Technik im Kreis der Freunde und Liebhaber des Raumbildes, die ihr oft ablehnend, wenn nicht mit Verachtung begegnen und dabei vergessen, dass es durch sie überhaupt ermöglicht wurde, stereoskopische Lichtbild- und später auch Filmprojektionen anstatt nur einer erstmals mehreren Personen zur selben Zeit vorzuführen.

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Anaglyphs

There are various methods for viewing stereoscopic picture pairs, but by far the most popular one is the use of anaglyphs. Everyone knows the famous 3D-glasses with their typical red and green filters which almost became synonymous with the idea of stereoscopy itself.

Compared to the general fame of anaglyphs, oddly enough many enthusiasts and connoisseurs of three-dimensional pictures have a low opinion of this method. They seem to ignore the fact that just this technique made it possible to show stereo slides and — later on — also stereo movies not only to one single person but to a large audience at the same time.

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Aspekte der Stereoskopie

Schon aus der Antike sind uns zahlreiche Berichte von Malern überliefert, die darum wetteiferten, wem von ihnen die Sinne zu täuschen besser gelänge. Um aus der umfangreichen Anekdotik1 nur ein berühmtes Beispiel zu erwähnen: Parrhasios beobachtete einst herbeigeflogene Spatzen, die an von Zeuxis gemalten Weintrauben pickten. Daraufhin lud jener diesen in seine Werkstatt, um ihm zu zeigen, dass auch er dergleichen beherrsche; dort angekommen, versuchte Zeuxis einen das Bild des Kollegen verdeckenden Vorhang beiseite zu schieben, der freilich wiederum nur gemalt war: der eine täuschte die Vögel, doch die Kunst des anderen vermochte sogar einen Fachmann zu täuschen. Die Fülle ähnlicher Berichte über solche Wirkung von Bildern auf Tiere und Menschen ist seither schier unübersehbar; trompe l’oeil-Vorhänge waren in der Kunst des 17. Jahr­hunderts sehr beliebt, und noch die photorealistische Malerei unserer siebziger Jahre zehrte vom Verlangen des Publikums nach derlei optischer Raffinesse als höchster künstlerischer Meisterschaft, die in der Nach­ahmung der Natur kulminiert und die Differenz von Schein und Wirklichkeit aufzuheben vermag.

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