Aspekte der Stereoskopie

Schon aus der Antike sind uns zahlreiche Berichte von Malern überliefert, die darum wetteiferten, wem von ihnen die Sinne zu täuschen besser gelänge. Um aus der umfangreichen Anekdotik1 nur ein berühmtes Beispiel zu erwähnen: Parrhasios beobachtete einst herbeigeflogene Spatzen, die an von Zeuxis gemalten Weintrauben pickten. Daraufhin lud jener diesen in seine Werkstatt, um ihm zu zeigen, dass auch er dergleichen beherrsche; dort angekommen, versuchte Zeuxis einen das Bild des Kollegen verdeckenden Vorhang beiseite zu schieben, der freilich wiederum nur gemalt war: der eine täuschte die Vögel, doch die Kunst des anderen vermochte sogar einen Fachmann zu täuschen. Die Fülle ähnlicher Berichte über solche Wirkung von Bildern auf Tiere und Menschen ist seither schier unübersehbar; trompe l’oeil-Vorhänge waren in der Kunst des 17. Jahr­hunderts sehr beliebt, und noch die photorealistische Malerei unserer siebziger Jahre zehrte vom Verlangen des Publikums nach derlei optischer Raffinesse als höchster künstlerischer Meisterschaft, die in der Nach­ahmung der Natur kulminiert und die Differenz von Schein und Wirklichkeit aufzuheben vermag.

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Aspects of Stereoscopy

Countless stories have been handed down to us over the years about artists vying with each other to see who was more successful at playing tricks on the senses. Let us take just one well known example from the many anecdotes:1 the artist Parrhasios observed some sparrows flying in to peck at a bunch of grapes depicted so realistically in a mural painted by his fellow artist Zeuxis. Later he invited Zeuxis into his atelier to show him that he, too, was a master of this art. Once inside Parrhasios’s studio, Zeuxis reached out to draw aside the curtain that was apparently concealing the other’s picture, only to realize that what he thought was a curtain was no curtain at all, but indeed the picture itself. While the skill of one artist had succeeded in tricking the birds, the skill of the other was capable of tricking even a fellow professional. The wealth of evidence, anecdotal or otherwise, testifying to the deceptive effects of pictures on animals and human beings is undeniable; trompe l’oeil curtains achieved great popularity in 17th century art and even in our own times the photorealistic painting of the 70s was a response to the public demand for this kind of optical subtlety considered the highest form of artistic mastery. This style has always sought to emulate nature even in its finest detail and has striven to overcome the distinction between illusion and reality.

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Neuschwanstein • 3D

Stereoskopische Anamorphose

Hinweis zur Betrachtung

Um den besonderen Effekt dieser dreidimensionalen Ansicht von Neuschwanstein hervorzurufen, legt man das Bild zunächst waagerecht vor sich. Man hält den Rotfilter der Farbbrille vor das linke und den Grünfilter vor das rechte Auge und betrachtet das Bild aus einem schrägen Blickwinkel von ca. 45°. Es wird richtig gesehen, wenn die Darstellung sich aufrecht und gerade aus der Bildfläche erhebt. Der höchste — achteckige — Turm erscheint dann etwa 11 cm groß.

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Neuschwanstein • 3D

Stereoscopic Anamorphosis

Instructions for viewing

To cause the exceptional effect of this three-dimensional view of Neuschwanstein first of all you lay the picture horizontally in front of you. Holding the red filter of the color spectacles to the left eye and the green filter to the right one, you observe the image from a diagonal angle of about 45°. It is correctly seen when the representation raises straight upright out of the plane. The tallest — octagonal — tower then roughly measures 11 cm.

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Mediale Räume

Medien konstituieren Raum: Dies gilt schon für die perspektivische Tafelbildmalerei und die damit verbundene tiefenräumliche Illusion, vor allem aber für immersive und realitätserweiternde Bilder. Mediale Räume sind heute in ephemerer und dauerhafter Form als kommerzielle oder künstlerische Szenographien anzutreffen, das heißt bei Ausstel­lungen, Messen, urbanen Interven­tionen oder selbst als Architektur.

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Stereoskopie

Stereoskopie, die Kunst, drei­dimensional zu sehen, ist eine uns angeborene Fähigkeit und somit eigentlich nichts Außerge­wöhnliches, wenn man von den dazu erfor­derlichen komplexen physio­logi­sche Vorgängen im Gehirn einmal ab­sieht. […]

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