1 + 1 = 3 – Die Wirklichkeit der 3. Dimension

Die in der hiesigen Ausstellung gezeigten stereo­skopischen Gemälde von Achim Bahr werden mit Prismen angeschaut, die in einem Abstand von etwa drei Metern vor dem […] Bildpaar aufgebaut werden. In anderen Arbeiten wie dem hier in seinen drei Zuständen abgebildeten Immateriellen Schachspiel aus dem Jahr 1981 […] bedient er sich des wohl bekanntesten Verfahrens der Bildtrennung. […]

1 + 1 = 3. Die Wirklichkeit der 3. Dimension in der Stereo­skopie, exhibition leporello, Museum für Kunst und Kultur­ge­schich­te Goch, 1993

Achim Bahr

[…] Achim Bahr bedenkt den Blick […] Der Blick ist zwischen Zweien: dem Beblickten und dem Be­blickenden; es gilt nun das Beblickte als Objekt und das Beblickende als Subjekt – an beidem ist der Blick. Sub- und Objekt als Konstituenten des logischen Ich erkannt, dient also der Blick als Hiatus in verbindender wie auch -nichtender Weise. Es läßt sich mithin wohl alles dort erfinden und einsetzen, erdichten und erschließen […]

Die Zeichnungen Achim Bahrs nach Objekten Hans Salentins erregen zur Frage, wie sehr die un­schein­baren Spuren des Graphits Referenz an idealistische Höhenluft bedeuten – Kunst-Kunst-Akrobatik also, die sich nicht erschöpft, so doch zu Theorie des Blickens befestigend den Spiegel zum Grunde und als Mittel nimmt. Der Spiegel ist schließlich das Ding als konkave Monade, der Blick dessen an Sich.

Heinrich Niewöhner, Achim Bahr, exhibition catalog, Atelier Niewöhner, Düsseldorf 1984. Out of print — collector’s inquiries welcome.

Stereoskopie. Räume – Bilder – Raumbilder

Der Begriff Stereo wird heute fast nur mit HiFi-Tontechnik verbunden. Ursprünglich be­zeichnete das Wort jedoch den Effekt des räumlichen Sehens. Der Künstler Achim Bahr beschäftigt sich seit langem mit diesem Phänomen und seinen physikalischen Voraus­setzungen und genießt auf diesem Gebiet einen inter­nationalen Ruf. Von prakti­kab­len Methoden zur Erzeugung und Wiedergabe räumlicher Bilder be­richtet er in diesem Heft.

Achim Bahr: Stereoskopie. Räume – Bilder – Raum­bilder, Thales Verlag, Essen 1991 (out of print)

Anaglyphen

Von den zahlreichen Methoden, die je zur Betrachtung stereoskopischer Bildpaare ersonnen wurden, hat keine auch nur annähernd eine solche Popularität erlangt, die der des Anaglyphen­verfahrens vergleichbar wäre. Die Farbfilterbrille mit ihren typischen roten und grünen Gläsern oder Folien ist im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit als so genannte »3D-Brille« geradezu gleichbedeutend mit dem Begriff der Stereoskopie selbst geworden.

Um so notwendiger aber scheint nun die Rehabilitierung dieser Technik im Kreis der Freunde und Liebhaber des Raumbildes, die ihr oft ablehnend, wenn nicht mit Verachtung begegnen und dabei vergessen, dass es durch sie überhaupt ermöglicht wurde, stereoskopische Lichtbild- und später auch Filmprojektionen anstatt nur einer erstmals mehreren Personen zur selben Zeit vorzuführen.

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Anaglyphs

There are various methods for viewing stereoscopic picture pairs, but by far the most popular one is the use of anaglyphs. Everyone knows the famous 3D-glasses with their typical red and green filters which almost became synonymous with the idea of stereoscopy itself.

Compared to the general fame of anaglyphs, oddly enough many enthusiasts and connoisseurs of three-dimensional pictures have a low opinion of this method. They seem to ignore the fact that just this technique made it possible to show stereo slides and — later on — also stereo movies not only to one single person but to a large audience at the same time.

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Aspekte der Stereoskopie

Schon aus der Antike sind uns zahlreiche Berichte von Malern überliefert, die darum wetteiferten, wem von ihnen die Sinne zu täuschen besser gelänge. Um aus der umfangreichen Anekdotik1 nur ein berühmtes Beispiel zu erwähnen: Parrhasios beobachtete einst herbeigeflogene Spatzen, die an von Zeuxis gemalten Weintrauben pickten. Daraufhin lud jener diesen in seine Werkstatt, um ihm zu zeigen, dass auch er dergleichen beherrsche; dort angekommen, versuchte Zeuxis einen das Bild des Kollegen verdeckenden Vorhang beiseite zu schieben, der freilich wiederum nur gemalt war: der eine täuschte die Vögel, doch die Kunst des anderen vermochte sogar einen Fachmann zu täuschen. Die Fülle ähnlicher Berichte über solche Wirkung von Bildern auf Tiere und Menschen ist seither schier unübersehbar; trompe l’oeil-Vorhänge waren in der Kunst des 17. Jahr­hunderts sehr beliebt, und noch die photorealistische Malerei unserer siebziger Jahre zehrte vom Verlangen des Publikums nach derlei optischer Raffinesse als höchster künstlerischer Meisterschaft, die in der Nach­ahmung der Natur kulminiert und die Differenz von Schein und Wirklichkeit aufzuheben vermag.

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